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K - C'est moi

fiat lux

Als ich im April 1958 in Kiel geboren wurde, ahnte ich nicht, dass sich in der Welt um mich herum die bildende Kunst neu ausrichtete. Das kulturell hochstehende Europa gab seine Vorreiterrolle an Amerika ab und neue Einflüsse kamen fast nur von da. Das alles war mir fremd, als ich 1963 im Schrank meiner Großeltern einen Tuschkasten fand und fragte, was das sei. Die Farbtöpfe, die kleinen Pinsel und die mit Wasser versetzten Farbreste auf dem Kastendeckel zogen mich magisch in ihren Bann. Ich konnte dem Reiz, diese fremden Gegenstände anzuwenden, nicht widerstehen und drängte meinen Großvater mir das alles zu erklären. Am Küchentisch malte ich somit ein Dreieck und etwas Krackeliges darunter auf ein Stück Papier. In meiner Vorstellung sollte das ein Segelboot sein. Ich erkannte, dass meine Fähigkeiten weit von dem in Öl gemalten Schiff im Wohnzimmer abwich, wollte aber an mir arbeiten. Zwei Stunden später entschied ich mich jedoch um und wollte Förster werden. Aber, die Magie, die dieser Tuschkasten ausstrahlte, erlosch Zeit meines Lebens nie mehr.

Zum Ende der 70er Jahre entstanden Bilder in Öl, ich entdeckte Gips als Material und so wurden die Bilder plastisch und erhielten eine dritte Dimension. Mit Beginn der 80er Jahre löste ich mich von der Malerei und suchte nach neuen Wegen. Es herrschte Aufbruchstimmung, Gleichaltrige waren in der Hausbesetzer- und Grafittiszene, Sottsass‘ Memphis-Bewegung revolutionierte die Design-Landschaft, die „Jungen Wilden“ um Baselitz, Immendorf und Lüpertz tauchten auf. Europa holte sich seinen Anteil an der Kulturgeschichte zurück. In dieser Zeit entstanden die ersten Leuchten mit Materialien aus dem Baumarkt. Ich hielt sie fotografisch in einem Katalog fest und überließ sie ihrem Schicksal. Ein Großteil der Lampen wurden als Baumaterial wieder verbaut.

Es folgten die Jahre der beruflichen Selbständigkeit. Künstlerische Betätigung lag brach und entwickelte sich erst ab 2014 mit ersten Bildern weiter. Auch der Bau neuer Skulpturen, die zwar leuchteten, aber nicht als Lampen dienten, wurde fortgesetzt. 2019 entstand die Serie „Orange your city“. Sechs Leuchten, die sich thematisch mit der Benachteiligung von Frauen auseinandersetzten und jeweils orange leuchteten. Im März/April 2020 entstand die Serie „Coronart“, in dem das Wundern über die abstrusen Hamsterkäufe des Toilettenpapiers verarbeitet wurden. Im September 2020 die erste Ausstellung im Zusammenhang mit den Probsteier KunstTagen.

Die Skulpturen, die ich zum Thema "Orange your city" darstelle, haben alle ein zentrales Thema. Sie eint, dass sie Situationen von Frauen beschreiben, die nur benachteiligt sind, weil sie Frauen sind. Es geht um die Unterdrückung, die Unterwerfung, das Aufgeben, etwas, das Frauen vielfach und in allen Regionen der Welt täglich erleben.
In meinem, zugegebenermaßen etwas idealisierten Weltbild hat das Blut aller Menschen die Farbe Rot. Dieses Rot findet sich in meiner Signatur wieder. Es ist unbedeutend, welches Geschlecht, welche Nationalität oder welche Religion jemand hat.
In diesem Kontext verletzt mich es mich persönlich, wenn Frauen und Mädchen, nur weil sie dem weiblichen Geschlecht angehören, herabgesetzt werden. Dieser Schmerz zieht sich durch alle Objekte. Ich meine damit auch nicht die ungleiche Bezahlung, die schlechtere Rente usw., Probleme, die bei entsprechendem politischen Willen geändert werden können, es geht um die nackte Gewalt, die sich durch Vergewaltigungen, physische Gewalt, seelische Abhängigkeiten, Zwangsheirat, Genitalverstümmelungen, Verbot des Zugangs zur schulischen Ausbildung, aber auch durch den Verlust der Eigenständigkeit darstellen.
Hier sollen und müssen Zeichen gesetzt werden.